8 LEBENSZUFRIEDENHEIT ein, allerdings ist hier die statistische Signi- fi kanz nicht gegeben. Somit können wir nicht mit (95%-tiger) Sicherheit sagen, ob sich in Haushalten mit einem Einkommen unter 1.750 Euro die Lebenszufriedenheit deutsch- landweit tatsächlich verändert haben. Auch die im Juni erschienene SOEP-CoV-Stu- die ermittelt für die unteren Einkommen keine Abnahme der Lebenszufriedenheit (Vgl. Ent- ringer, T., Kröger, H., Schupp, J., Kühne, S., Lie-big, S., Goebel, J., Grabka, M.M., Grae- ber, D., Kroh, M., Schröder, C., Seebauer, J. & Zinn, S. (2020): »Psychische Krise durch Covid-19? Sorgen sinken, Einsamkeit steigt, Lebenszufriedenheit bleibt stabil.« SOEPpa- pers, 1087). Im Gegenteil: Laut ihrer Studie, für die im April 2020 etwa 3.600 Personen aus dem SOEP-Sample befragt wurden, steigt deren Lebensglück sogar leicht. So bestäti- get auch die SOEP-CoV-Studie die sinkende Differenz im Lebensglück zwischen Einkom- mensärmeren und -reicheren Menschen: Diese sank in unseren Daten von 1,22 Punk- ten auf 1,16 Punkte, in der SOEP-CoV-Studie überlappen sich sogar bereits die Konfi denz- intervalle, sodass nicht mehr von statistisch signifi kanten Zufriedenheitsunterschieden gesprochen werden kann. Aber warum sind Einkommensärmere schwächer von der Krise betroffen? Die Autoren glauben, dass sich die Vergleichsgruppe bei der Lebenszufrieden- heitsbewertung verändert hat. Statt dass Ein- kommensärmere sich mit Einkommensreiche- ren vergleichen wie das letztes Jahr der Fall gewesen wäre, vergleichen sie sich 2020 mit Menschen, denen es deutlich schlechter geht (z. B. Covid-19 Erkrankten). Dann falle die Zu- friedenheit mit dem eigenen Leben durch den Vergleich nach „unten“ deutlich positiver aus. In der Abbildung wird der Zeitverlauf der Corona-Ereignisse vom März bis Juni 2020 gezeigt und zugleich der Verlauf der Lebens- zufriedenheit vom 05.03. bis 13.06.2020 verfolgt. Zu Beginn der Pandemie lag die Lebenszufriedenheit der Deutschen noch bei Corona-Ereignisse und die Lebenszufriedenheit in Deutschland Corona-Ereignisse und die Lebenszufriedenheit in Deutschland Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach (IfD-Umfragen 12017, 8233I+II, 8239 sowie 12018). Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach (IfD-Umfragen 12017, 8233I+II, 8239 sowie 12018). Anmer- Anmerkung: In den Befragungsintervallen wurden jeweils zwischen 1.000 und 1.300 Personen befragt. kung: In den Befragungsintervallen wurden jeweils zwischen 1.000 und 1.300 Personen befragt. 7,2 7,1 7 6,9 6,8 6,7 6,6 6,5 6,4 6,3 6,2 09.03.: Dax verzeichnet höchsten Verlust seit dem 11.09.2001 11.03.: WHO ruft den Pandemiefall aus 18.03.: Fernsehansprache Angela Merkel 01.06.: Deutschlandweit weitere Lockerungen 01.04.: Lockdown wird bis 19.04. verlängert 06.05.: Lockerungen angekündigt 05.03. - 18.03. 01.04.- 15.04. 06.05. - 14.05. 01.06. - 13.06. Befragungsintervall ) t t i n h c s h c r u D m t i e h n e d e i r f u z s n e b e L r e d d a r G i ( Dass sich ihre Zufriedenheit mit dem Leben allgemein während des Lockdowns vom Mitte 7,06 Punkten – und damit nahe dem Niveau zufriedenheit auf jeden Fall zum Schlechte- März bis Anfang Mai trotzdem verringert hat, geben die Deutschen auch in der Rückschau an. von 2019 (7,14 Punkte). In der Zeit vom 15.03. ren verändert hat. Lediglich bei 19,3 Prozent Im Juni 2020 gaben die vom Berliner Umfrageinstitut Ipsos befragten 2.000 Personen an, wie hat sie sich zum Besseren verändert. Bei 41,7 bis 15.04. fi el die Lebenszufriedenheit um sich die Zufriedenheit mit ihrem Leben während des Lockdowns verändert hat. Dazu erhielten 0,46 Punkte auf 6,6 Punkte. Mit Ankündigung Prozent gab es keine Veränderung. die Befragten eine Skala von -5 (»auf jeden Fall zum Schlechteren«) bis +5 (»auf jeden Fall der Verlängerung des Lockdowns sank das zum Besseren«). 34,8 Prozent gaben an, dass sich ihr Lebensglück eher verschlechtert hat, sogar Glück sogar auf 6,51 Punkte. Mit dem Ende Vermutete Wirkungen des Lockdowns 7,3 Prozent erklärten, dass sich ihre Lebenszufriedenheit auf jeden Fall zum Schlechteren ver- des Lockdowns und der Aufhebung der meis- auf die Zufriedenheit ändert hat. Lediglich bei 19,3 Prozent hat sie sich zum Besseren verändert. Bei 41,7 Prozent ten (bzw. strengsten) Maßnahmen stieg die gab es keine Veränderung. Lebenszufriedenheit wieder auf 6,75 Punkte. Dieser U-förmige Verlauf kann bei fast allen Kategorien beobachtet werden – er trifft auf Erwerbsleben alle Einkommensgruppen zu, auf Männer und Gesundheitszustand Familienleben Frauen, auf Jung und Alt – alle erlebten zu Vertrauen in die Politik Beginn und auf dem Höhepunkt des Lock- Vertrauen in die downs einen Lebenszufriedenheitsverlust. Nachbarschaft Vermehrte Nutzung Erwerbsleben Gesundheitszustand Familienleben Lockdowns auf die Zufriedenheit Vertrauen in die Politik negativ Vertrauen in die Nachbarschaft negativ Vermehrte Nutzung digitaler neutral Technik positiv positiv negativ negativ neutral positiv positiv neutral Vermutete Wirkungen des 8 Dass sich ihre Zufriedenheit mit dem Leben allgemein während des Lockdowns vom Mit- te März bis Anfang Mai trotzdem verringert hat, geben die Deutschen auch in der Rück- schau an. Im Juni 2020 gaben die vom Ber- liner Umfrageinstitut Ipsos befragten 2.000 Personen an, wie sich die Zufriedenheit mit ihrem Leben während des Lockdowns ver- ändert hat. Dazu erhielten die Befragten eine Skala von -5 („auf jeden Fall zum Schlech- teren“) bis +5 („auf jeden Fall zum Besse- ren“). 34,8 Prozent gaben an, dass sich ihr Lebensglück eher verschlechtert hat, sogar 7,3 Prozent erklärten, dass sich ihre Lebens- neutral Die Tabelle gibt einen Überblick über die Einfl ussfaktoren auf die Zufriedenheit der Menschen durch den Lockdown. Dabei sind die verschiedenen Lebensbereiche, die beim Lebensglück einen Unterschied ausmachen, unterschiedlich stark betroffen. Der Lock- down wirkt sich auf das Erwerbs- und Ar- beitsleben negativ aus, denn die Wirtschaft wird heruntergefahren, viele Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet. Im Juli 2020 gab es 2,91 Millionen Arbeitslose, 694.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeitsplatzun- sicherheit hat ab März schlagartig zugenom- men. Der bisherige Lebensstandard wird in Frage gestellt und die Angst vor dem Verlust des in den letzten Jahren Erarbeiteten steigt.