Der Körper ist MEHR als nur das Taxi für unseren Verstand. Er hat ein ganz eigenes, blitzschnelles Bewertungssystem. Gute Führungskräfte nehmen Raum ein und eröffnen ihn gleichzeitig ihrem Gegenüber. Hierzu brauchen sie ein klares Embodiment (Verkörperung). Embodied Leadership heißt, die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche zu nutzen. Für bessere emotionale Selbststeuerung, Charisma und Motivation.
Was es damit genau auf sich hat, erläutert Trainerin Natascha Battus in einem Artikel unseres Magazins input.
Im Tierreich ist es klar: Das Leitpferd zeichnet sich durch seine Präsenz aus. Er braucht kein Einzelbüro, um von den anderen als Leader gesehen zu werden. Und wie ist es bei uns Menschen? Was zeichnet eine gute Führungskraft aus?
Die Kriterien gehen in Richtung Charakter (Integrität, Bescheidenheit, Humor) , Beziehungsfähigkeit (wie man sich in ihrer Nähe fühlt, ihre Art zu kommunizieren) und die Fähigkeit, Visionen und Strategien zu entwickeln (und andere dabei mitzunehmen). Viele dieser Kriterien könnte man mit „Charisma“ zusammenfassen.
Doch wie entwickle ich als Führungskraft mein Charisma?
Unser eigenes Embodiment verkörpert unsere innere Haltung. Es besteht aus einer Reihe von gewohnheitsmäßigen unbewussten Reaktionsmustern, die wir im Laufe der Jahre aufgrund von Erfahrungen entwickelt haben. Dies sind Bewältigungsstrategien. Manche waren einmal hilfreich in unserer Kindheit, stehen uns als Erwachsene jedoch im Weg. Weil wir unter Stress auf Autopiloten schalten. „So bin ich halt“, stellen wir schulterzuckend fest. Wenn wir unsere persönlichen Bewertungs- und Verhaltensmuster verändern möchten, braucht es Geduld.
EMBODIMENT IST EIN WEG, UM MEHR FREUDE, INNERE SELBSTSICHERHEIT UNDSTÄRKE ZU ENTWICKELN.
Studien zeigen, dass die Veränderung von Mimik, Körperbewegungen und Körperhaltungen einen Einfluss hat auf unsere Einstellungen und Bewertungen, auf unsere Motivation, Kreativität und auf unsere Stimmung. Unser Körper reguliert sich selbst. So fassen wir uns täglich 400- bis 800-mal ins Gesicht. Martin Grunwald von der Uni Leipzig hat kürzlich gezeigt, dass eine kurze, spontane Selbstberührung die Gehirn-Areale aktiviert, die für unsere innere Stabilität zuständig sind. Die Empfehlung während der Coronapandemie, die Hände vom Gesicht fernzuhalten, wirkte sich also auf unsere Stressregulation aus.
„Der Körper ist die Bühne unserer Gefühle“,
so Gehirnforscher Antonio Damasio. Deshalb können wir eigene emotionale Themen direkter lösen, wenn wir unseren Körper mit einbeziehen.
Da ist zum Beispiel eine Personalchefin Linda (Name geändert), deren Stimme zittert, wenn sie nervös ist. Bei wichtigen Präsentationen hat ihre Stimme auch schon versagt. Sie vermutet Stimmbandprobleme und spürt gleichzeitig, dass die Ursachen dafür auch mental sein könnten.
Neurobiologisch lässt sich Lindas Situation gut nachvollziehen. Denn in unserem Gehirn sind zwei Funktionssysteme aktiv. Das eine ist das Verstandessystem. Es unterscheidet rational zwischen „richtig“ und „falsch“ – Kriterien, die wir aus unserer Erziehung und Kultur mitbekommen haben. Fragen wie „Welches Fachwissen will ich vermitteln? Was will ich erreichen?“ richten sich an den Verstand, das Bewusstsein. Es führt To-do-Listen.
Doch der Verstand kommt schnell aus der Balance, wenn belastende Gefühle ins Spiel kommen. Denn dann übernimmt unser emotionales Erfahrungssystem die Regie. Es führt To-be-Listen.
Es fragt: „Gut oder schlecht für mich? Stop oder Go?“ Die Antworten findet es im Abgleich mit früheren Erfahrungen. Es hat keinen Zugang zu unserem Sprachsystem, sondern kommuniziert intuitiv und blitzschnell über diffuse Gefühle und Körpersignale. Freudiges Herzklopfen oder ein Gefühl der Weite etwa signalisieren: Das tut gut, mehr davon! Nackenverspannungen oder – wie bei Linda – ein Kloß im Hals sind Warnsysteme. All diese Körpersignale nennt man somatische Marker. Sie melden sich, wenn eine vermeintlich ähnliche Situation wieder auftaucht. Innerhalb einer fünftel Sekunde können wir so unsere Stimmung wechseln. Dieses Phänomen kann man selbst testen, indem man den eigenen E-Mail-Eingang überfliegt. Jeder Betreff löst sofort ein Gefühl aus, das auch körperlich spürbar ist (vom flauen Gefühl im Magen, Seufzen, bis zu Lächeln und Aufatmen).
ZWEI FUNKTIONSSYSTEME BUHLEN IN UNSEREM GEHIRN UM AUFMERKSAMKEIT:
Das eine macht To-do-Listen, das andere To-be-Listen. Wenn wir uns geschickt durch unsere Gefühle und Gedanken durchlotsen, entsteht seelische Balance.“
Leider gleicht das emotionale Erfahrungssystem oft einem Rauchmelder – er produziert „Fehlalarme“, um uns zu schützen. Diese Fehlalarme lösen dann oft innere Kettenreaktionen aus. Entweder verteidigen wir uns (Kampfmodus) oder wir vermeiden die Situation (Fluchtmodus).
Lindas Stimme stellt sich „tot“. Die Herkunft dieser Blockade kann sie sich nicht erklären, sie kam wohl während ihres Studiums auf. Lindas Wunsch ist es, eine Strategie zu entwickeln, die ihre bewussten Ziele (einen guten Vortrag halten) mit ihren unbewussten Zielen (sich unter Stress sicher zu fühlen) in Einklang bringt.
Hier setzt das Embodiment-Training an. Dr. Maja Storch und Frank Krause haben mit dem Zürcher Ressourcen Modell® an der Uni Zürich eine Methode entwickelt, mit dem man einen spielerischen Zugang zu den eigenen unbewussten Bedürfnissen erhält. Innere Bilder und diffuse Gefühle sind der Schlüssel dazu.
Linda stellt sich die Frage: Was würde mir in der kritischen Rede-Situation guttun? Ihr gefällt das Bild eines Braunbären. Die anderen Seminarteilnehmer*innen unterstützen sie mit Assoziationen, von denen Linda „Stärke, ein dickes Fell und „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“…“ am besten gefallen. Die Melodie von Balou dem Bären aus dem „Dschungelbuch“ ist ihr neuer Ohrwurm. Aus diesem inneren Bild heraus entwickelt Linda im Seminar ein Embodiment, einen Körperausdruck. Mit der Bärin vor ihrem inneren Auge steht sie breiter da, die Füße fest auf dem Boden, ihre Atmung ist ruhig. Balou der Bär bringt Heiterkeit. Ein Gefühl der Sicherheit breitet sich in ihr aus.
Die Arbeit mit inneren Bildern ist deshalb so effektiv, weil diese multicodiert sind und so auf allen Sinnesebenen gleichzeitig Assoziationen hervorrufen.
Linda entwickelt als Erste-Hilfe-Maßnahme noch zusätzlich eine unauffällige Mini-Bewegung, die sie unter Stress in der Öffentlichkeit sofort in das Bärinnen-Embodiment bringt. Sie streicht kurz über ihren Unterarm und spürt das „Bärenfell“. Nach ihrem nächsten Redebeitrag auf der Betriebsversammlung schreibt sie begeistert eine Rundmail in die Trainingsgruppe: „Das neue Gefühl war bärenstark!“
Ex-Präsident Obama hat offenbart, dass er, bevor er ein Rednerpult betritt, eine hawaiianische Surfer-Geste hinter seinem Rücken macht, um locker zu bleiben. Unter großem Stress können wir nicht mehr klar denken, aber über unseren Körper können wir unsere Stimmung schnell beeinflussen. Dabei können allgemeine Ratschläge wie eine „Powerpose“ einzunehmen, kontraproduktiv sein, wenn wir dabei negative Assoziationen haben. Wichtig ist es, ein persönliches inneres Bild und den dazugehörigen Körperausdruck zu finden.
Wer als Führungskraft beim unangenehmen Mitarbeitergespräch, im Meeting oder unter Termindruck embodied ist, ist mehr bei sich. Er oder sie versteht sich und das Gegenüber besser.
Linda hat übrigens auf dem Dachboden ihren geliebten alten Kinder- Teddy wiedergefunden. Er brummt, wenn sie ihn bewegt und erinnert sie daran, dass sie noch viel zu sagen hat – und das mit gutem Gefühl.
EMBODIMENT IST EIN WEG, UM MEHR FREUDE, INNERE SELBSTSICHERHEIT UND STÄRKE ZU ENTWICKELN:
Studien zeigen, dass die Veränderung von Mimik, Körperbewegungen und Körperhaltungen einen Einfluss hat auf unsere Einstellungen und Bewertungen, auf unsere Motivation, Kreativität und auf unsere Stimmung. Unser Körper reguliert sich selbst. […]
„Der Körper ist die Bühne unserer Gefühle„, so Gehirnforscher Antonio Damasio. Deshalb können wir eigene emotionale Themen direkter lösen, wenn wir unseren Körper mit einbeziehen. […] Denn in unserem Gehirn sind zwei Funktionssysteme aktiv. Das eine ist das Verstandessystem. Es unterscheidet rational zwischen „richtig“ und „falsch“ – Kriterien, die wir aus unserer Erziehung und Kultur mitbekommen haben. Doch der Verstand kommt schnell aus der Balance, wenn belastende Gefühle ins Spiel kommen. Denn dann übernimmt unser emotionales Erfahrungssystem die Regie. […] Dieses kommuniziert intuitiv und blitzschnell über diffuse Gefühle und Körpersignale.
All diese Körpersignale nennt man somatische Marker. Sie melden sich, wenn eine vermeintlich ähnliche Situation wieder auftaucht. Innerhalb einer fünftel Sekunde können wir so unsere Stimmung wechseln. […] Leider gleicht das emotionale Erfahrungssystem oft einem Rauchmelder – er produziert „Fehlalarme“, um uns zu schützen. Diese Fehlalarme lösen dann oft innere Kettenreaktionen aus. Entweder verteidigen wir uns (Kampfmodus) oder wir vermeiden die Situation (Fluchtmodus).
Hier setzt das Embodiment-Training an! Dr. Maja Storch und Frank Krause haben mit dem Zürcher Ressourcen Modell® an der Uni Zürich eine Methode entwickelt, mit dem man einen spielerischen Zugang zu den eigenen unbewussten Bedürfnissen erhält. Innere Bilder und diffuse Gefühle sind der Schlüssel dazu. […]
Unter großem Stress können wir nicht mehr klar denken, aber über unseren Körper können wir unsere Stimmung schnell beeinflussen. Wichtig ist es, ein persönliches inneres Bild und den dazugehörigen Körperausdruck zu finden.
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🗓️ 24./25. April: # 41238 „Reden reicht nicht – Embodied Leadership: in komplexen Situationen bei sich bleiben.“